Geschichte

Geschichte der Ruine Rodenstein im Odenwald/Hessen.

Mitte des 13. Jahrhunderts bauten die Herren von Crumbach eine Burg in Bergspornlage am Osthang des Höhenzuges Neunkircher Höhe - Germannshöhe - Rimdidim und nannten sich fortan Herren von Rodenstein. Die Brüder Rudolf und Friedrich werden 1256 erstmals als "von Rodenstein" bezeichnet, während sie um 1245 noch "von Crumbach" hießen, aber bereits das Rodensteiner Wappen führten.

Ob auf dem Burgplatz bereits ein Vorgängerbau stand ist unbekannt, jedoch war das Gelände wahrscheinlich bereits in großen Teilen gerodet und es gab sicher einen Wirtschaftshof in nächster Nähe zum Burgplatz. Die Kernburg bestand in der ersten Bauphase Mitte des 13. Jahrhunderts aus einer rechteckigen, ca. 1,2 m starken Ringmauer aus Bruchsteinen mit abgerundeten Ecken. Auf der dem Berg zugewandten, am meisten gefährdeten Seite war sie zu einer Schildmauer mit einer Mauerstärke von ca. 2,2 m befestigt. Um die gesamte Kernburg zog sich eine Zwingermauer aus Bruchsteinen, deren Torzugang auf der dem Berg zugewandten Seite lag und mit einem Halsgraben gesichert war. Auf Werksteine wurde weitgehend verzichtet, was auf eine sehr begrenzte Wirtschaftskraft der Erbauer schließen lässt. Da bereits in dieser Ausbaustufe eine gestaffelte Verteidigung (jeweils abgeschlossene Vorburg und Kernburg) möglich war und die Schildmauer wohl genügend Schutz bot, wurde auf den Bau eines Bergfrieds, wie bei fast 2/3 aller Schildmauerburgen [KRA-2000], verzichtet. Der Zugang zum Burghof durch die Ringmauer erfolgte durch ein Tor auf der Südostseite. Ein steinernes Wohngebäude (sogenannter "Alter Bau") stand, geschützt durch die Schildmauer, in der Nordostecke der Kernburg. Sicher gab es noch eine Vielzahl von Wirtschaftsgebäuden in der Vorburg und der Kernburg. Da diese aber im wesentlichen aus Holz bzw. Holzfachwerk gebaut waren und im Verlauf der Jahrhunderte mehrfach erneuert oder umgebaut wurden, ist über deren Lage und Aussehen nichts bekannt.

Die Burg wurde im 14. Jahrhundert durch ein größeres Wohngebäude (sogenannter "Steinerner Stock"), den östlichen Torturm, einen Turm in der Südwestecke und einen Turm mit Tordurchgang in der Mitte der Westseite der Zwingermauer erweitert.

Etwa um 1500 wurde das Tor durch den danach als Mühlturm genutzten Turm vermauert und ein Torturm an der Nordwestecke erbaut. An der Nordecke wurde gleichzeitig ein Gefängnisturm errichtet.

Kurz nach 1500 erfolgte der Bau eines zweiten Zwingers auf der Südwestseite mit halbrunder Geschützbastion.

Bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts wurden noch einige Wirtschafts- und Wohngebäude an bzw. umgebaut, jedoch keine reinen Verteidigungsbauten mehr. Zu dieser Zeit war die Militärtechnik (Feuerwaffen, Geschütze) bereits so weit fortgeschritten, dass ein wirksamer Schutz vor massiven Angriffen nur noch durch den Umbau in eine Festung möglich war, der für die meisten Angehörigen des niederen Adels aber nicht mehr zu finanzieren war. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts stand daher bei Umbauten auf Burgen die "Wohnqualität" deutlich vor der "Verteidigungsfähigkeit" einer Burg. Viele Burgen wurden zu wohnlicheren Schlössern umgebaut oder zugunsten von schlossartigen "Herrenhäusern" in günstigeren Lagen ganz aufgegeben.

Wie die Burg Rodenstein zu Beginn des 17. Jahrhunderts aussah, ist einer Skizze von Valentin Wagner aus dem Jahre 1634 zu entnehmen.

Die Burg Rodenstein wurde nicht durch ein kriegerisches Ereignis zerstört, sondern blieb seit dem Tod des Adam von Rodenstein im Jahre 1635 unbewohnt. Durch Entfernen von Mauerwerk und Gebälk verfiel die Burg allmählich zur Burgruine. Erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Ruine mehrfach restauriert und erhalten. Von der gesamten Anlage sind nur noch Reste erhalten. Der Mühlturm, die Schildmauer, der östliche Torturm und die Geschützbastion sind größtenteils im Original erhalten, die restlichen Mauerteile sind im Rahmen der Restaurierungsarbeiten stark ausgebessert und teilweise auf freigelegten Resten neu errichtet worden.